Roter Faden



 Roter Faden

In den verschiedenen Mythologien spielt der rote Faden eine grosse Rolle. 

Ein wichtiges Beispiel ist der Ariadne-Faden. Ariadne, die Tochter des Königs Minos von Kreta verliebte sich in den attischen Königssohn Theseus, dieser sollte dem stierköpfigen Minotauros geopfert werden, den die Kreter in einem Labyrinth gefangen hielten. Sie gab dem Theseus einen roten faden, und nach dem er das Ungeheuer getötet hatte, konnte er dem Faden entlang den Weg aus dem Labyrinth finden. 

Bei den Germanen gab es die Schicksalsnornen, die den Lebensfaden spinnen. Ihre Macht steht über der, der Götter, deren Schicksal letztlich auch von den Nornen gesponnen wird.

In Japan hat der rote Faden allerdings keine sehr positive Bedeutung. Anscheinend haben Japanische Säuglinge eine Faste am Fuss, die wie ein roter Faden aussieht. Dieser Faden verliert sich mit dem Alter. Er steht für den Eigenwillen eines Kindes, das dieses Aufgeben soll, um Erwachsen zu werden.

Ein Zenmeister Ikkyu Sojun, der bezeichnender Weise sehr ungewöhnliche Wege ging, so liebte er Männer und Frauen und kritisierte die korrupte Buddhistische Elite des Zen deutete diesen roten Faden um, er wurde zum symbol für innere Freiheit und Unabhängigkeit. Eigentlich sagt das Gedicht alles über den Dichter aus:

Der rote Faden

Stur den Regels zu folgen,

zeugt Esel. Widerspruch macht den Menschen.

Regeln, Regeln, unzählbar

wie Sand an den Flüssen,

narren den Geist.

Von Geburt an sicher,

Richtungsweisend,

ist alleine er rote Faden.

Bluten öffnen sich

mit jedem Frühling,

um wieder zu vergehen.


In verschieden Gruppierungen der Kabbala, eine auf Buchstaben- und Zahlendeutung  spezialisierten Form der jüdischen Mystik ist ein getragener roter Faden ein Symbol der Kraft und Verbundenheit mit geliebten Menschen. 

Das Wort vom roten Faden in unserer Kultur kommt von der Seefahrt, Taue waren ein wertvolles Gut, so wurde in diese Taue der englischen Seemarine ein roter Faden eingewoben.

Wer den entfernen wollte, zerstörte das Tau. Wer also ein solches Tau stahl und nutzte war als Dieb erkennbar und wurde brutal bestraft.

Die Sache mit dem Faden wurde mir bewusst, als ich Belehrungen und Einweihungen bei tibetischen Lamas besuchte. Am Ende erhielten die Teilnehmer einen gesegneten Faden. Diesen Faden übernahm ich und verteilte oft am Ende von Seminaren einen solchen Faden. 

Wofür steht dabei der rote Faden?

Er steht für das, was dein Leben geprägt hat. Und gleichzeitig für deine Werte, die sich dabei ausdrücken. Wenn ein Klient  in einer Blockade steckt und die Lösung in der Lebensgeschichte eines Menschen sich finden lässt, dann frage ich oft, was er sich wünscht.  Natürlich braucht es oft eine Zeit um in der Blockade eine Antwort zu finden, wenn diese heisst „Neuaufbruch“ dann frage ich was braucht es. Nehmen wir an die gewünschten Ressourcen sind „Selbstbewusstsein“, „Freude“ und „Zielstrebigkeit“, dann frage ich: „Wann haben Sie diese Ressourcen schon einmal besessen?“. Diese legt man dann auf einer vorgestellten Lebenslinie aus, oder ich lege wirklich einen Faden am Boden aus. meist reichen drei Ressourcen, um schon ein stabileres und freundlicheres  Verständnis der eigenen Situation und der eigenen Person zu erstellen. In der letzten Sitzung, in der ich so vorgegangen bin, erzählte mir der Klient beim Abschied nur noch positive Erinnerungen aus der Vergangenheit. Der gesamte rote Faden seines bisherigen Lebens hatte sich aufgehellt und geklärt. Bei der nächsten Sitzung dehnten wir den roten Faden in die Zukunft hinein aus, indem er die notwendigen Schritte für den Weg aus der Blockade entwickelte.

Freilich gibt es auch Knoten in vielen Fällen, Situationen die nachträglich gelöst werden müssen. Dann ist es notwendig hier zum Beispiel mit Energiearbeit vergangene Erfahrungen an denen die Lebensenergie stockt aufzulösen oder bei negativen Erlebnissen diese zu „löschen“, dabei  wird hier meist nicht das Erlebnis aus der Erinnerung gelöscht, sondern nur die negativen Gefühle verändert. Manchmal reicht dazu, positive Erfahrungen vorher und nachher zu suchen und den Knoten dazwischen aus der Lebenslinie zu entfernen und entsorgen. Manchmal braucht es komplexere Verfahren. Manchmal muss man Stärken, die ein Mensch als Erwachsener hat in die Vergangenheit rückübertragen. Da wir geprägte Wesen sind, kann dies auch Personen betreffen, die uns geprägt haben.

Um ein Beispiel aus der Praxis zu geben, einer meiner ersten Klienten war Künstler mit einer tragischen Kindheit. Seine damalige Partnerin wollte ihn verlassen und er klammerte sich an sie. In ihrer Überforderung drohte sie ihn zu verlassen, wenn er nicht zu mir ins Coaching ginge. Wenn er einen Faden in seinem Leben sah, dann einen dunklen ohne jede positive Erfahrungen. Da er sehr visuell war (also gut sich Bilder vorstellen konnte) liess ich ihn die Zukunft visualisieren, in diese positive Erfahrungen gehen und sie von innen erleben. Dann übertrugen wir diese Erfahrungen gleichsam in die Vergangenheit. Erstmal sollte er auch diese Bilder nur von aussen sehen. „ Wie hätte ihre Grundschule ausgesehen, wenn sie schon damals so selbstbewusst gewesen wären?“ „Was wäre gewesen, wenn sie schon damals  geladener gewesen wären?“  Da er sehr gut sich die Bilder vorstellen konnte, leitete ich ihn hypnotisch in diese Bilder hinein und er entwickelte andere Bilder von sich und ein Bewusstsein seiner Vergangenheit. Am Ende wollte er die Beziehung selber auflösen und Jahre später meldete er mir zurück, dass er eine gelungene Beziehung mit Kindern führte.

Wie aber können sie den roten Faden ihres eigenen Lebens finden, verstärken und nutzen.

Legen Sie sich einfache einen langen roten Faden am Boden aus, legen dort die Gegenwart fest und stellen sich in diese. Wie nehmen sie sich jetzt wahr? Und nunbeginnen Sie, die drei bedeutendsten positiven Ereignisse ihres Lebens mit einer Blume, einem gemalten Symbol oder einen Gegenstand zu markieren. Dann die drei wichtigsten Begegnungen in ihrem Leben, die drei grössten Erfolge, die schönsten Momente und grössten Lernerfahrungen. Stellen sie sich auf diese Markierungen und versuchen sie diese Erfahrungen so konkret wie möglich nochmals wahrzunehmen. Leitfragen könnte jeweils in jeder Erinnerung sein:

Was habe ich genau gesehen?

Was habe ich gehört?

Was habe ich gefühlt?

Dann stellen Sie sich in die Gegenwart und nehmen wahr, wie sich ihre Selbstwahrnehmung gerändert hat und sich der Kern ihrer Person gestärkt hat.


Eine andere Möglichkeit ist, sie schreiben einfach einmal ihre ganze Lebensgeschichte auf. Alles was wichtig war unterstreichen sie, und gehen dann der Frage nach, warum sie genau dieses Leben gelebt haben. 


Eine dritte Möglichkeit ist, Sie gehen zur Knotenlöserin in der Kirche St.Peter in Augsburg und bitten dort mit einer Kerze um Auflösung ihrer Probleme.

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